9.9.2016 Andenes – Was soll ich sagen? …

Was soll ich sagen? … Ich bin noch immer in Andenes, 300 km nördlich des Polarkreises. Wenn hier stehen würde Karibik oder Hawai, würde es vermutlich jeder sofort verstehen. Aber bei Andenes? Einem Örtchen am nördlichsten Zipfel der Vesterålen, der Inselgruppe nördlich der Lofoten, die so fast keiner kennt, bzw. von denen jeder denkt, sie gehören mit zu den Lofoten? Das versteht vermutlich niemand, der je hier gewesen ist.

Andenes selber ist mit 2617 Einwohnern der Hauptort der Kommune Andøy. Es ist bekannt für das Whalewatching, da der Kontinentalabhang hier so nah an der Küste liegt, wie sonst nirgends in Europa. Vor allem Pottwale, die grössten Zahnwale, finden hier in Tiefen von bis zu 3000m ihre Nahrung. Für mich, als ebenfalls begeisterter Taucher, unvorstellbar, wie ein Lebewesen in solche Tiefen tauchen kann. Beeindruckend aber auch Ihre Grösse von bis zu 22m und ein Gewicht von bis zu 50 Tonnen. Da sie zeit ihres Lebens wachsen, müssen die unentwegt fressen. (*Anm: ich wachse glaub nicht mehr, esse aber gefühlt auch dauernd. Something wrong? 🙂 )

Also Andenes = Wale. Manchmal auch Vögel, wenn man früh genug da ist im Jahr. Von Ende April bis August brüten hier Tausende von Papageientauchern, Trottellummen und Tordalken. Jetzt im September sind die Meisten ausgeflogen. Nur ich nicht. Dieser Ort scheint mich nicht mehr hergeben zu wollen. Erst blieb ich um SEO für Seasafari zu machen und Orcas zu sehen, was dann ja auch nach 5 Tagen zu meiner eigenen Überraschung klappte. Dann standen ein paar Feierlichkeiten an, dann war der Wetterbericht zum Weiterreisen nicht wirklich attraktiv, dann kamen Kundenaufträge, die hier mit gutem Wifi erledigt werden konnten, … ja und dann kam die Anfrage ob ich hier und da beim Whalewatching aushelfen könne…  da ich ja eh da sei. 🙂 Also neben dem Webtexten im Office ansprechbar sein, Gäste betreuen, Buchungen vornehmen, einkleiden und bei den Ausfahrten mit nach den Walen Ausschau halten. Letzteres krieg ich glaub schon ganz gut hin. Man muss aber dazu sagen, dass an bei Pottwalen weniger nach dem Wal an sich Ausschau hält, sondern vielmehr nach dem „Blow“, also das was von weit weit weg auszumachen ist. Erst beim Näher kommen sieht  man dann, dass unter der „Fontäne“ tatsächlich mehrere Meter Wal sind. Es ist ein bisschen wie an Ostern beim Eiersuchen, nur ohne Schokolade, dafür aber mit dem grössten bezahnten Tier dieser Erde, dem Pottwal. Was natürlich viel viel geiler ist und immer wieder einen Freudenschrei erzeugt.

Grund zur Freude sind aber auch die im Sommer sehr sehr seltenen Orcas (Schwertwale). Gestern wurden gleich zehn von Ihnen direkt vor der Küste vor Andenes entdeckt. Ein Ausguck sitzt hier im Leuchtturm und versucht mit einem riesigen Fernglas bereits von Land aus die Wale in bis zu 25km Entfernung zu sichten. Also schnell die Gäste in die Overalls und Schwimmwesten, und mit dem 500PS starken Zodiak raus aufs Wasser. Jippiee… bin zwar Segler, aber bei so viel PS, da komm sogar ich ins Grinsen. Vor allem wenn man auch mal selber dran darf. Sobald die Wale näher sind gehts in gemächlichem Tempo weiter. Wir nähern uns sanft den grössten und durch Free Willy wohl auch bekanntesten Delfinen. Anfangs scheinen sie noch zu jagen, da sie in 2er Grüppchen in einem grösseren Gebiet umherschwimmen. Später formieren sie sich und setzen ihre Reise in den Fjord fort. Dabei tauchen sie immer wieder knapp neben dem Boot auf. Grosse Männchen (gut zu erkennen an der sehr geraden, bis zu 2Meter langen, schwarzen Heckflosse – achja, das war ja beim Autotuning *sorry* – Rückenflosse, Weibchen und Jungtiere, zu erkennen an den noch leicht orange-rosa farbenen Flecken.

Achja, Andenes. Ich bin da wohl etwas vom Thema abgekommen … oder auch nicht?! Was soll ich sagen? … Ich weiss es selber nicht – warum, wieso, wie lange, … Ich weiss nur, es fühlt sich gut an. Alles. Das Leben an sich, mein Leben hier, der Ort, die Menschen, die Wale, Norwegen, … Und mehr muss ich im Moment nicht wissen … Mehr muss man im Leben vielleicht auch gar nie wissen.

Das Glück ist in jedem Augenblick,
dem du erlaubst, 

dass das Glück in Deine Augen blickt.