Getrieben sein und sich treiben lassen

Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie einem das Leben überrascht und genau das gibt, was man gerade braucht … sofern man die Augen öffnet und genau hinschaut. Denn meist rennen wir durch den Tag, die Woche, den Monat und sogar durch ein ganzes Jahr. Lassen unbemerkt  Momente vorüberziehen, Augenblicke, die uns bereichern könnten, wenn wir offen dafür wären. Wir sind getrieben von dem, was wir vermeintlich haben könnten und werden dabei blind für das, was wir eigentlich schon längst haben.

Getrieben sein … sich treiben lassen – ein und derselbe Kern und doch so unterschiedlich in der Bedeutung.  

Obwohl mir das bewusst ist, erwische ich mich, wie ich selber auch durchs Leben renne. Von A nach B – mit C im Kopf. Immer in action, rastlos, keine Zeit für Langeweile. Berge rauf und wieder runter – und schon der nächste Gipfel im Kopf. Dabei sind es gerade die ruhigen Momente, die uns die Augen öffnen und uns zugänglich machen für die Schönheiten des Lebens. 

Was ist es, was mich stetig treibt? Höher, schneller, weiter … nach dem erneuten Kick. Wem oder was jage ich nach? Oder bin sogar ich die Gejagte? Getrieben von … ?

Während wir getrieben sind von einer tieferen (Sehn-) Sucht, treibt das eigentliche Leben achtlos an uns vorbei. 

Nicht mehr stillstehen wollen… immer weiter, immer in Bewegung. Wovor fürchte ich mich, im Moment zu verharren und die Augen zu öffnen? Ist es die Angst vor einer Realität, die nicht meinen Vorstellungen entspricht? Ich weiss es doch eigentlich besser: hinsehen, annehmen und verarbeiten. Danach geht es weiter.  Und vielleicht wäre der Moment gar nicht so schlecht, wenn ich ihm eine ehrliche Chance geben würde?!

Sich treiben lassen und Vertrauen haben ins Leben.

Im Moment verharren und dem einen Augenblick ne Chance geben mehr zu sein, als nur Zeit, die verrinnt. Zeit, die uns oft endlos erscheint, weil wir uns der Endlichkeit nicht bewusst sein wollen. Wir Leben, als gäbe es kein Ende … für niemanden. Wir Leben so sehr im Morgen, dass wir das Heute vorbeiziehen lassen – auf ein besseres Heute im Morgen hoffend. Wir Leben, als würde alles endlos weitergehen. Wir lassen den Moment vorüberziehen, weil wir drauf hoffen, im Morgen einen noch besseren Moment zu finden. Aber irgendwann gibt es kein Morgen mehr. 

Irgendwann endet alles, aber bis dahin werden wir leben. Und am besten Leben wir in jedem ach so winzigen Augenblick. Denn unser Leben besteht aus nichts anderem, als eine Aneinanderreihung von vielen kleinen Augenblicken … und es liegt an uns, diese aktiv zu gestalten und bewusst zu geniessen.