Gedankenexperiment: was wäre, wenn du nur noch ein Jahr zu leben hättest?

Eigentlich hab ich nur wieder eines dieser Hörbücher auf Spotify gehört, die ein bisschen berieseln sollen „Das Leben ist zu kurz für später“ von Alexandra Reinwarth. Darin geht es um ein Gedankenexperiment: „was wäre, wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte.“ 

Anfangs dachte ich … „nix wäre dann“. Ich lebe ja schon einen Traum, meinen Traum von purer Freiheit, zeitlicher und örtlicher Unabhängigkeit, von Abenteuern und Van Life. Ich kann von überall aus arbeiten und plane meine Arbeitszeiten nach Wind und Wetter. Und wenn ich mit Kunden Meetings abmache, geht mein Blick zuallererst einmal in eine der unzähligen Wetter- und Wind-Apps auf meinem Smartphone. Da die Vorhersagemodelle mehr als 2 Wochen im Voraus nicht zu gebrauchen sind, ist es sogar für Freunde fast unmöglich mit mir langfristig was fix auszumachen.  

Ich lausche also der Story während ich mal wieder gen Berge zum Snowkiten fahre. Alexandra erzählt von ihren Aha-Erlebnissen, wie sich ihre Aufmerksamkeit verändert und was für sie plötzlich nichtig wird im Anblick des „nahen Todes“. Ich werde nachdenklich und frage nun auch mich, was wäre wenn mir nur noch ein Jahr auf dieser Erde bliebe? Würde ich wirklich alles gleich machen wie die letzten 12 Monate? Würde ich dieselben Prioritäten setzen? So viel wie möglich Kiten, bei keinem Wind aufs Rad oder in die Berge zum Wandern und zwischendrin irgendwie meine Arbeit erledigen? Alles zwischen Bodensee und Sardinien? So wie die letzten Jahre auch? Alles gewohnt, alles bekannt, alles sicher? 

Irgendwie stelle ich mir mein letztes Jahr auf Erden anders vor. Spektakulärer. Abenteuerlicher. Mutiger. Und dann huscht da ein alter Traum an meinem inneren Auge vorbei … ganz kurz nur, aber merklich … im türkisfarbenen Wasser mit Schildkröten tauchen, Delfine hautnah erleben, die buntesten Fische und Korallen bestaunen, an einem weissen Strand mit Palmen meinen Kite aufpumpen und mein Fish über die Wellen tanzen lassen. Seit Jahren schon schiebe ich diesen Traum auf später, und finde auch Gründe dafür … langer Flug, die Umweltbelastung, sehr teuer, hier ist es doch auch schön, warum jetzt?, und so weiter und sofort. 

Fragt man alte Menschen kurz vorm Sterben, was sie im Leben bereuen, so sind es nicht die Dinge, die sie getan, sondern jene, die sie NICHT getan haben. Träume, die sie nicht gelebt haben. Ideen, die sie nicht verfolgt haben. Fragen, die sie nicht gestellt haben. Menschen, die sie nicht angesprochen haben.

„Das Leben ist zu kurz für später.“ Und bliebe mir wirklich nur noch ein Jahr, dann würde ich sofort nen Flug buchen und mir diesen Traum erfüllen. Also, was hält mich ab? … Ich kann gar nicht so schnell gucken, wie ich die Flugbuchungsseite öffne und alle Daten eingebe. Noch ein paar Abklärungen und nach zwei Tagen ist alles fixiert. Am 25.April geht’s nach Mauritius, Dominik besuchen, mit Schildkröten tauchen und unter Palmen kiten. 

Und noch was erkenne ich während Alexandra von ihrem imaginären letzten Jahr erzählt: ich möchte noch viel mehr Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe, besonders mit meinen Patenkindern, die grad anfangen diese wundervolle Welt zu entdecken. Sie sollen noch möglichst viel von mir haben, bevor es mich irgendwann nicht mehr geben wird. Und dieser Tag wird kommen. Vielleicht nicht so bald, hoffentlich nicht so bald. Aber Fakt ist: auch mein Leben ist endlich. Und ganz egal ob das Ende nah oder fern ist, was eh subjektiv ist, so möchte ich dieses eine Leben nutzen. Ich möchte es mir so gestalten, dass ich jederzeit glücklich zurückblicken kann und nichts bereue. Wir alle sollten die doch recht kurze Zeit, die wir haben, mit Dingen und Menschen füllen, die unser Herz zum Purzelbäume schlagen bringt. Also wird gleich mal ein Patenkindertag mit den Eltern abgemacht, die auch Purzelbäume schlagen, weil sie endlich mal wieder Zeit für sich haben. Gleich 5 Menschen aufs Mal glücklich gemacht. So einfach kann es manchmal sein. 🙂 

Und wenn wir grad bei Herzensthemen sind … Wenn ich Ende Mai wieder zurück bin, nehme ich sehr gerne den Käsekuchen UND das Bier bei Sonnenuntergang an der Sandseele nach einer hoffentlich tollen Waveboardsession 😉 

Lebe! Jetzt!