Der Strand
Einst war da ein Strand. So sagt man.
Wir suchten, waren voller Hoffnung. Nahmen alles auf uns. Folgten den kleinen Zeichen am Wegesrand. Wir wagten den riskanten Abstieg in unbekannte Tiefen. Keiner wusste wo dieser Weg enden würde. Aber doch, da muss ein Strand sein. Wir glaubten fest an seine Existenz. Immer weiter folgten wir dem ausgewaschenen Pfad, kletterten über schroffe Felsen tiefer in das Unbekannte hinab.
Die Wellen schlugen beängstigend laut an das Ufer. Trotz dieser Tatsache, glaubten wir beide fest an einen kleinen feinen Sandstrand, der nur auf uns wartete. Zu diesem Zeitpunkt träumten wir denselben Traum, der uns beflügelte immer weiter zu gehen. Immer mehr zu wagen, als es der Verstand eigentlich erlaubte. Mehr zu fühlen, als es vielleicht angebracht gewesen wäre. Mehr zu riskieren, als es vernünftig gewesen wäre.
Getrieben von dem einen grossen Traum, gaben wir alles und bekamen … das Leben. Der Strand, so wie wir ihn uns vorgestellt hatten, war nicht da. Stattdessen schlugen die Wellen eindrucksvoll an die steinige Küste.
Wollten wir etwa etwas Unmögliches? Wollten wir etwas finden, was es nie gegeben hat?
Haben wir die Zeichen falsch gedeutet?
Ich schaue aufs Meer hinaus. Eine riesige Welle rollt hoch heran. Meine Blicke folgen ihrer weissen Gischt. Als sie hart an die Felsen schlägt trübt sich das Blau des Wassers plötzlich bräunlich-gelb. Die Welle schiebt sich langsam ins Meer zurück und hinterlässt kleine feine Sandkörner auf dem Felsplateau.
Hatten wir vielleicht einfach das falsche Timing? War es noch nicht an der Zeit, dass sich der Sandstrand uns zeigte? Sollten wir einfach warten und ein anderes Mal wieder kommen? Dann, wenn die Flut sich verzogen hat, sich die Wogen geglättet haben und sich wieder alles geordnet hat?
Ja vielleicht. Ich weiss nur, dass uns in diesem Moment ein gemeinsamer grosser Traum so beflügelt hat, dass wir in dieser Bucht etwas sehen konnten. Wir konnten sehen, was für das Auge unsichtbar war: den Strand unter der Wasseroberfläche. Denn der Strand, das war klar, war da …