6. Oktober 2016 – Der letzte Abend in Norwegen: „DANKE“

Einer meiner letzten Abende in Norwegen – nein, DER letzte. Morgen geht’s über Schweden nach Dänemark. Mal wieder stehe ich an einen dieser Traumplätze direkt am Meer, natürlich mit Sonnenuntergangsszenario in orange, rot und purpur. Es geht ein leichter Wind, der das Wasser kräuseln lässt. Der Himmel wird zart von einer zuckerwattenartigen Wolkendecke bedeckt. Aber nur leicht, so dass die Sonne ihr wunderbares Farbenspiel zum täglichen Abend-Abschied an die Himmelsleinwand malen kann.

„Und zum Abschied sag ich leise Servus,“ fällt mir wieder ein und ich werde wehmütig.

So viele wunderbare Abende habe ich erlebt. Alleine oder mit neuen tollen Bekannten und Freunden. An den längsten, tiefsten, abgelegensten Stränden, Seen, Wäldern, Hochebenen und Orten. Über 4 Monate bin ich nun schon „On the road“ mit gelegentlichen Zwischenstopps und festen Bleiben in Hamburg und Andenes. Ich liebe dieses Leben, was jeden Tag etwas Neues bereit hält. Ich bin sehr dankbar, diese Freiheit zu haben und so viele liebe Menschen um mich zu haben, die mich jederzeit dabei unterstützt haben. Das tägliche Reisen, das Leben auf der Strasse, in der Natur, das Alleinesein. Es war nicht immer leicht. Manchmal fühlt man sich ganz schön einsam und kommt an seine Grenzen. Aber auch das war mehr oder weniger von mir beabsichtigt. Und obwohl ich bereits Übung darin habe ein gutes Nachtlager zu finden, so ist es doch immer erst mal mulmig irgendwo so ganz alleine zu stehen.

Vor einigen Tagen zum Beispiel hielt ich an einem der kleinen schnuckeligen Parkplätze mit Toilettenhäuschen. Da stand bereits ein Womo, sowie ein Mercedes Sprinter. Vor allem das Womo sah vertrauenswürdig aus und so entschied ich zu bleiben. Es wurde schon dunkel. Gerade als ich am Essen kochen war fuhr das Womo plötzlich weg und ich stand alleine mit dem mysteriösen Mercedes Sprinter, von dem ich bisher keine Menschenseele gesehen hatte. Irgendwie sah der Wagen unheimlich aus. Ich konnte mir das plötzlich aufkommende schlechte Gefühl in der Magengegend nicht erklären. Schnell aber war mir klar: hier werde ich kein Auge zu tun. Also alles wieder weggepackt und Losgefahren. Ich fand nach ca. 30min einen netten Platz an einer Badestelle am Ende einer Anliegerstrasse. Hier gefiel es meinem Magen schon deutlich besser.

Das Leben „On the Road“ ist toll, gerade weil man seine Komfortzone verlässt. Ich kann gewisse Dinge wie ein richtiges Klo oder eine Dusche jetzt viel mehr schätzen. 🙂 

Ich weiss, dass Norwegen an sich sicher ist. Mir ist hier nie etwas passiert oder zu Ohren gekommen, dennoch drehe ich lieber mal ne extra Runde bis ich mich wirklich wohl fühle. Campinplätze wären sicher ne Alternative. Aber ganz ehrlich: ich habe keine Lust auf Nachbarn, Regeln und Gebühren. Gerade heute wollte ich in der Nähe von Olso auf einen Campingplatz. Der erste hatte zu. Der zweite bestand nur aus Dauercampern mit spiessiger Gartenzaunromantik. Obwohl ich echt gerne mal wieder richtig geduscht hätte, entschied ich mich für nen Platz in der Natur und damit für die morgendliche Katzenwäsche im kalten Meer. Es wird auf jeden Fall kürzer ausfallen als die angedachte Dusche 😉

Hier noch ein paar Impressionen meiner doch recht schnellen Fahrt von Andenes gen Süden