Dovrefjell/Snohytta
Es fällt schwer nach so langer Zeit an einem festen Ort mit tollen Menschen wieder alleine unterwegs zu sein. Vor allem jetzt , wo es eher den Charakter einer „Heimreise“ hat, begleitet mich doch auch Wehmut. Die tollsten Orte habe ich bereits gesehen, die interessantesten Menschen kennengelernt, die beeindruckendsten Tiere aus nächster Nähe erlebt. So scheint es, aber so ist es nicht. Das Leben hält noch viele Überraschungen bereit. – Dennoch, jetzt erstmal ist es das Ende meiner Reise, die mich übers Nordkap zu mir selbst geführt hat. Einer Reise von der ich nie soviel erhofft hatte, wie mir tatsächlich zuteil wurde. Abenteuer, Landschaften, Tiere und vor allem Begegnungen mit anderen Menschen und mit mir selber.
Selbstgespräche morgens beim Aufstehen oder Mittagessen, auch wenn sie nur im Kopf stattfinden, gehören genauso dazu, wie lautstarkes Singen beim Autofahren und Wandern. Mit sich alleine sein können und all seine verqueren Gedanken zu beobachten, das war nicht immer leicht. Und auch alle Entscheidungen selber treffen zu müssen, klingt zwar erstmal unabhängig und frei, ist aber auf Dauer auch nervig, weil man sich auch manchmal nach Unterstützung sehnt. Sogar ich, die ihre Selbstständigkeit nicht ohne Grund so sehr geniesst. Sogar ich wäre hin und wieder froh gewesen, Entscheidungen besprechen zu können. Da dies ja bekanntlich nicht möglich war, musste ich lernen mir selber der beste Ratgeber, Seelentröster und Freund zu sein. Eine Lektion, die ich nicht mehr missen möchte. Mich selber als den besten Menschen in meinem Leben annehmen, auf meine guten inneren Stimmen zu hören und mir zu vertrauen, war der Schlüssel zu meinem Glück. Vertrauen haben in mich und meine Fähigkeiten, Grenzen austesten, Verrücktes tun und einfach mal meinem Gefühl zu folgen, hat mir die unbeschreiblichste Reise überhaupt ermöglicht. Ich bin an Orte gekommen und habe Menschen kennengelernt, wie ich es sonst nie getan hätte.
Ich danke allen dafür, denen ich begegnet bin. Ihr alle habt einen Beitrag geleistet, ihr alle habt mein Leben bereichert. Ich bin dankbar für jede Erfahrung, die ich machen durfte. Sie waren alle gut, denn auch eine erstmal negativ scheinende Erfahrung hat sein Gutes.
Namaste
Einst habe ich geschrieben, dasss es immer weiter geht. Dass nach jedem Gipfel zwar ein Tal, aber auch wieder der nächste Gipfel kommt. Vielleicht weniger hoch als der vorherige, aber doch auch schön auf seine Weise. Meine Gipfel, so habe ich erkannt, liegen in Norwegen. Das Land, seine Menschen und Natur faszinieren mich jetzt noch mehr. Meine tiefe Sehnsucht nach der Weite des Meeres und der Schroffheit der Berge, die ich schon immer hatte, findet hier seine Erfüllung. Einer Sehnsucht, der ich auch ausserhalb meiner Reisen folgen möchte. Mein Leben wird nach dieser Reise nicht mehr so sein, wie davor. (Nicht nur philosophisch, auch rein praktisch ;-)) Ich habe mich in dieses Land verliebt und wie auf meiner Reise, werde ich auch danach meinen Gefühlen folgen. Es zieht mich nach Norwegen zu den Elchen, Rentieren, Schafen, Walen und Menschen. Zu den Bergen, Tälern, Flüssen, Seen und dem weiten Meer. Hier fühle ich mich verbunden – mit der Natur und mit mir.