Nordnorwegen 29.7 – 1.08.2016

Die kommenden Tage habe ich auf meiner Reise etwas Gesellschaft. Sergey, ein in London lebender Russe, gesellt sich mit seinem Audi, in dem er seit 2 Monaten unterwegs ist, zu mir. „I`m searching for my true self.“ Na, das passt doch prima. Ich auch. Dann lass uns doch mal zusammen ein paar Tage suchen. Ab sofort heisst es daher englisch sprechen. Ich möchte gerne den Alta Canyon sehen, der mit 15km Länge und 400m Tiefe als tiefster und längster Canyon Nordeuropas in meinem Rother Wanderführer angepriesen wird. So fahren wir auf das Fjell von Alta und finden einen herrlichen Platz direkt an einem Fluss inmitten der wunderschönen Landschaft Nordnorwegens. Die erste Tat ist immer erst einmal Feuer machen, gegen die Moskitos und für die Wärme. Draussen hat es hier oben gerade mal 11 Grad. So sitzen wir bis spät am Feuer, reden, philosophieren, lachen und schauen dem Flammenspiel zu. Am Horizont zieht eine Rentierherde gemütlich vorbei. Wir könnten auch in Afrika in der Savanne sein.

Tags drauf geht’s auf die mit 6 Stunden beschriebene Tour zum Canyon. Wir wählen bewusst den Weg querfeldein, hoffen Rentiergeweihe zu finden. Rentiere verlieren alljährlich ihr Geweih, so ist die Chance gross hier eines zu finden. Und wir finden nicht nur eines. Am Abend kehren wir freudig mit über 10 Geweihen zurück in unser Lager. Aber nicht nur Geweihe haben wir gefunden, auch die sehr seltenen Birkenpilze. Am obersten Rand vom Canyon, wo einige kleine Birken wachsen, entdecken wir sie. Es sind so viele, dass wir sogar am nächsten Tag noch davon essen können. Ein herrliches Festmahl und eine tolle Kindheitserinnerung. Der Canyon, das eigentliche Ziel der Tour, wird ausgiebig fotografiert. Die Macht des Wassers ist immer wieder beeindruckend, solch eine tiefe Schlucht zu schaffen.

Wir bleiben eine weitere Nacht bevor es dann Richtung Süden weiter geht. So langsam fängt mich das Wetter hier oben an zu nerven. Wolkenverhangene Berge und nasskalte 10Grad am Morgen machen das morgendliche Bad im Fluss zu einer Mutprobe. Heute Morgen, nach den Regenfällen, war der Fluss definitiv kälter als die Luft! Aber dafür bin ich jetzt wach.

Gestärkt und erfrischt geht es los gen Süden. Sergey möchte nach Tromsö, mich selber zeiht es auf die Lofoten. Dort möchte ich die zwei Familien, die als Reisejournalisten mit ihren Kindern auf Tour sind, nochmal treffen. Auch weil sie einen 10 Liter Karton Wein für mich von Schweden nach Norwegen geschmuggelt haben. Mal schauen, ob davon noch was da ist.