Nach einem arbeitsreichen Vormittag mit Wifi an der Klettersteigstation, geht es weiter Richtung Örnsköldsvik. Das Fjell Raven Outlet steht auf meinem Plan. Neben der ganzen Produktpalette von Fjell Raven sind auch alle anderen skandinavischen Marken vertreten. Leider aber zu noch höheren Preisen als in Deutschland. Da ich tatsächlich nichts brauche gehe ich mit leeren Händen, aber vollem Geldbeutel. Was ich aber tatsächlich dringend brauche, ist ein neues Ladekabel für mein MacBook. Da ich irgendwann beim Autostarten vergessen habe vorher den Stecker zu ziehen, kam es vermutlich zu einer Überspannung. Auf jeden Fall lädt es nun nicht mehr. Ich google mich zu dem nächsten Apple Store, den es dann vor Ort leider nicht mehr gibt. Mit Durchfragen, die Schweden können perfekt Englisch, lande ich in einem Elektronikgeschäft. Dank eines eh laufenden Austauschprogramms von Apple für genau dieses Ladekabel, bekomme ich mit Augenzwinkern ein solches kostenfrei ersetzt. Jippie, ich freue mich wie ein Schneekönig. Nun kann ich wieder fleissig schreiben. Zum Dank überreiche ich dem netten Servicemenschen einen meiner kleinen Schnaps-Geschenke, die ich genau für solche Notfälle mitgebracht habe.
Weiter geht’s zur nahe gelegenen Skallbergsgrotte. Nach einem halbstündigen Aufstieg zwänge ich mich zwischen senkrecht abfallen Felswänden in eine halben Meter breite und 24m tiefe Spalte auf Stiegen abwärts. Unten angelangt krieche ich zwischen extrem schmalen Spalten, mal wieder einem Seil folgend, tiefer in den Berg. Mal hoch dann wieder runter. Es ist so dunkel, dass wenn ich das Licht meiner Headlight ausschalte, nur schwarz um mich herum sehe. Wahnsinn! Wäre ich nicht allein gewesen hätte ich nur allzu gerne auch die Nebenhöhlen erforscht. Diese haben aber keine Wegkennzeichnung, so dass ich dies besser sein liess. Nach zwei Stunden bin ich wieder am Auto und überlege, wo ich die kommende Nacht verbringen werde. Erstmal, so beschliesse ich, muss ich etwas Strecke machen. Next Way Point: Lövanger.
Obwohl es schon halb zehn ist, steht die Sonne hoch. Ich merke nur an meinem Hunger und meiner Müdigkeit, dass es Abend ist und Zeit wäre ein Nachlager zu finden. Es wäre schön heute Nacht mit netten Menschen an einem schönen Platz am See zu stehen, geht es mir durch den Kopf. Kurz nach Lövanger sehe ich das Schild Richtung Bjüroklubb, einem kleinen National Park mit Leuchtturm. Dann will ich da mal mein Glück versuchen. Und mein Wunsch geht tatsächlich in Erfüllung. Nach rund 20 km fahre ich auf eine traumhafte Bucht zu, in der die Sonne tiefrot wie ein Feuerball am Himmel steht. Sie blendet so sehr, dass ich erst nicht sicher bin, ob da tatsächlich zwei riesige mit einem Bauwagen getunte Magirus Mobile stehen. Ich fahre auf den Schotterplatz, der direkt am Meer liegt und steige aus.
„Hello“ begrüssen wir uns und ich höre deutsch heraus. Sofort komme ich mit der Familie ins Gespräch. Ob sie heute Nacht bleiben und ich mit dazu stehen dürfe? – Ja klar, sehr gerne. Ich freue mich riesig, so nette Gesellschaft gefunden zu haben. Gemeinsam sitzen wir später bei Sonnenuntergang auf dem Felsen und trinken Gin Tonic. Ich erfahre, dass es zwei Familien sind, die teils beruflich reisen und Reportagen machen: www.reiselabor.de. Mal wieder hat mir dieser Tag gezeigt, dass Wünsche in Erfüllung gehen können, wenn man einfach an das Gute glaubt. Und so wünsche ich mir weiterhin erlebnisreiche Tage und nette Bekanntschaften.